Aufbahrungshalle

Standort:
Kematen an der Krems, Oberösterreich

Fertigstellung:
2021

Fotos:
Gregor Graf

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Aufbahrungshalle Kematen an der Krems (Oberösterreich)

Kann Architektur den Tod erklären? Die Angst vertreiben? Trost spenden? Möglicherweise nicht. Was sie sicher kann: den letzten Dingen einen angemessenen Rahmen geben. Mit dem Neubau der Aufbahrungshalle in Kematen an der Krems hat das Büro Moser und Hager Architekten einen solchen Rahmen geschaffen, einen Ort, der die alte Geschichte von Tod und (Bau)Kultur in der Sprache unserer Zeit erzählt.

Dabei greifen Moser und Hager auf Elemente zurück, die uns seit Jahrtausenden vertraut sind: So ist die Mauer, die den Bezirk der Verstorbenen von der Welt trennt, ebenso prägend für die neue Anlage wie das Motiv der Schwelle und der Weg, der vom Irdischen ins Jenseits führt. In Kematen nimmt er den schmalen Pfad von der romanischen Pfarrkirche im Zentrum an den mittlerweile von Einfamilienhäusern und Gewerbebauten geprägten Siedlungsrand und mündet in die Mittelachse des Friedhofs. Dieser Weg bestimmt die Lage des Einganges – an diesem Rückgrat baut die neue Anlage ihr Gefüge von Zeichen und Räumen auf.

Eine mit dem für das Kremstal typischen Konglomeratgestein belegte Mauer umfängt als Weiterführung der Friedhofsmauer die Aufbahrungshalle. Sie erhebt sich unmittelbar an der Straße. Ein wenig von der Straßenflucht abgerückt setzt sich die Mauer fort und bildet einen kleinen Nebenraum. So werden Haupteingang und der Vorplatz der Halle gebildet. Die Mauer schützt vor dem Verkehrslärm der Straße und vor neugierigen Blicken. Sie schließt die Außenwelt aus, doch sie schließt den Raum nicht ab. Über der Mauer schwebt, von schlanken, kreuzförmig zueinander gestellten T-Profilen getragen, die zarte Betonschale des Daches. Durch die gläserne Hülle der Aufbahrungshalle fällt der Blick in den geschützten Zwischenraum und folgt den aufsteigenden Flächen des Daches in den von Baumkronen gerahmten Himmel. Zur Erdenschwere des Steines gesellen sich der Wechsel des Lichtes und die Bewegung der Wolken.

Hinzu kommt noch die warme Anmutung des Eichenholzes, aus dem die einfachen Sitzgelegenheiten gemacht sind und das die beiden Stirnseiten des mit einem schweren Vorhang in zwei Hälften teilbaren Aufbahrungsraumes verkleidet. In der als Hintergrund der Aufbahrungssituation mit zwei einfachen mobilen Messingkreuzen ausgestatteten Rückwand sind die Türen zu den auch vom Friedhof her zugänglichen Nebenräumen diskret verborgen.

Zum Vorplatz hin lassen sich die hölzernen Wandtafeln um asymmetrisch gesetzte Achsen drehen und geben so zwei große, von den Holztafeln geschützte Öffnungen frei. Über diese Schwelle geht das Innere der Halle allmählich in den bis zum Nebengebäude hin leicht ansteigenden Vorplatz über, der von der Auskragung des begrünten Daches beschirmt wird. Das in seine Mitte sickernde Niederschlagswasser wird in einer Messingrinne aufgefangen. Von hier tropft es in das von Gerhard Brandl gestaltete Wasserbecken, einen weiten, diesmal im Gelände versunkenen (Beton-)Stein, der ebenso an das Vergängliche alles Irdischen erinnern mag, wie an den Kreislauf der Natur.

Text: Romana Ring